Lieferung inklusive
22. Januar 2020115 Jahre Tagblatt: Wechselvolle Aufbauarbeit
22. Januar 2020115 Jahre Tagblatt: Es begann mit Schnellpresse und Schriftregal
„Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten“ August Bebel
Es ist kein klassisches Jubiläum, das das Tagblatt in diesem Jahr begehen kann. Aber 115 Jahre sind dennoch Grund genug, innezuhalten und die vergangene Zeit etwas Revue passieren zu lassen. Es bietet sich an, Rückschau zu halten über eine Zeit, die geprägt war von zwei Kriegen, vielen Höhen und Tiefen und einer unbeschreiblichen Entwicklung im Bereich der Zeitungsherstellung, sowohl im Satz- als auch im Druckbereich. Mit 27 Jahren kam Emil Geier vom Taubertal in die Pfalz, hatte dort Schriftsetzer und Buchdrucker gelernt und die Chance ergriffen, in Schifferstadt die Druckerei Wunder in der Bahnhofstraße 17 erwerben zu können. Eine kleine Schnellpresse für Hand- und Fußbetrieb, eine Bostonpresse, einige Regale mit Setzkästen und eine Hebelschneidmaschine waren das neue Inventar und die Werkzeuge, um eine Zeitung herauszubringen.
Nicht ohne den Einsatz, in Personalunion als Redakteur, Schriftsetzer und Drucker zu agieren und auch den Vertrieb eigens in die Hand zu nehmen. Emi Geier war in seinen Lehr- und Wanderjahren herumgekommen, war in Düsseldorf, Berlin und Leipzig, der Stadt, in der 1650 die erste Ausgabe der „Einkommenden Nachrichten“ auf den Markt kam, die erste Tageszeitung überhaupt, er war in Wien und Böhmen und da brachte er mit, dass sich überall Zeitungen gründeten. Auch Ortszeitungen entstanden, in erster Linie Anzeigenblätter, denn ohne Radio und Fernsehen war es das beste Mittel für die Geschäfte am Ort, ihre Waren anzubieten. Innerhalb kurzer Zeit war der „Anzeiger für Schifferstadt“ etabliert, zunächst im DIN-A-4-Format mit vier Seiten und so warb am Emil Geier am 25. November 1905 für sein wöchentlich samstags erscheinende Blatt um Abonennten, für 10 Pfennig im Monat. Nach dem Erhalt der Amtsblatteigenschaft erschien die Zeitung dreimal in der Woche, dienstags, donnerstags und samstags, wobei neben den lokalen Nachrichten auch die pfälzischen und Meldungen aus dem Reichsgebiet veröffentlicht wurden.
Die Anzahl der Stammleser wuchs, damit einher ging die Bedeutung des Anzeigenblatts und so zog die Druckerei in ein neues Domizil in der Bahnhofstraße 70, heute immer noch Adresse des Verlags und der Druckerei. Auch der Druckbetrieb wurde ausgebaut und stellte neben Geschäftsdrucksachen wie Rechnungen und Lieferscheine auch Sterbebildchen her. Es war die Anlaufstelle für derartige Drucksachen. Was war 1905? 1905 war einiges los im Deutschen Reich und vor allem Biertrinker wird es interessieren, denn das Radeberger Pilsener, heute noch erhältlich, wurde vom sächsischen König Friedrich August III. zum Tafelgetränk seiner Majestät erklärt. Wohl bekomms. Der deutsche Mediziner Robert Koch bekam für seine Entdeckungen auf dem Gebiet der Tuberkulose den Nobelpreis, ebenso die Österreicherin Bertha von Suttner für ihr literarisches Werk „Die Waffen nieder!“den Friedensnobelpreis. Es war die erste Auszeichnung für eine Frau überhaupt. Der „Peterburger Blutsonntag“ war der Beginn der Russischen Revolution im Zarenreich. Im Februar war der Simplontunnel, mit 19770 Metern längster Basistunnel der Welt, zwischen der Schweiz und Italien durchstochen worden. Im März wurde der 1. FSV Mainz 05 als 1. Mainzer Fußballclub „Hassia 1905“ gegründet. Im Mai 1905 verzückte in Berlin die spätere Spionin, die legendäre Tänzerin Mata Hari mit ihrem Schleiertanz die Zuschauer.
An der Dresdener Hofoper feierte die Oper „Salome“ von Richard Strauss Anfang Dezember Uraufführung, im Theater an der Wien die Operette „Die lustige Witwe“ von Franz Lehár. Theodor Roosevelt war amerikanischer Präsident, im Deutschen Reich Kaiser Wilhelm II. Staatsoberhaipt und Reichskanzler war Bernhard von Bülow.
„Mit Schlagzeilen erobert man Leser, mit Informationen behält man sie“. Alfred Harmsworth, britischer Zeitungsverleger