115 Jahre Tagblatt – Separatisten, Wembley und „Schwarzer Freitag“
18. Februar 2020115 Jahre Tagblatt – Olympiade und Zeppelin-Absturz
1. März 2020115 Jahre Tagblatt – Zeitungsjubiläum in schwierigen Zeiten
Ein interessantes Jahr, aber auch eine schwierige Zeit stand für Verleger Emil Geier und seine Zeitung, die sich seit 1. Januar 1927 „Schifferstadter Tageblatt” nannte und vom dreimaligen wöchentlichen auf tägliches Erscheinen umstellte, im Jahr 1930 an. Denn es galt, ein besonderes Jubiläum zu feiern. 25 Jahre gab es in Schifferstadt bereits das Presseorgan, das aus aller Welt berichtete, der lokalen Geschäftswelt aber auch Privatpersonen eine breite Plattform bot, seine Angebote zu unterbreiten.
Das Lokalblatt war die beste Möglichkeit, seine Waren und Dienstleistungen anzubieten, da Radio erst ab 1923 so richtig zu laufen begann und das Fernsehen noch in den Entwicklungsstufen steckte.
In regem Maße wurde der Anzeigenteil genutzt. So inserierte die 1880 gegründete Metzgerei Johann anlässlich des 50-jährigen Bestehens, Küfermeister Franz Müller am Schillerplatz bot „beste Fass- und Flaschenweine” an und auch das Café Siener in der Bahnhofstraße 8 empfahl sich als „erstes Spezialgeschäft am Platze”. Das „Tageblatt” brachte eine achtseitige Sonderbeilage heraus und zeichnete darin auch ein Stück Stadtgeschichte auf. „Das Schifferstadter Tageblatt und sein Verleger” hieß ein großer Artikel, in dem die ersten 25 Jahren in Streiflichtern abgehandelt wurden.
Im Bericht „Schifferstadts Bevölkerungsbewegung und seine Verwaltung seit 1905” wurde die Entwicklung genau untersucht und dabei die verschiedenen Bürgermeister seit 1905 vorgestellt. So schrieb das „Tageblatt” über 7505 Einwohner im Jahr 1905 in 1524 Haushaltungen, wovon 613 in Limburgerhof, das zu Schifferstadt gehörte, wohnten.
1916 gab es bereits 8967 (1203) in 1917 Haushaltungen und 1925 betrug die Einwohnerzahl 10284 (1435) in 2239 Haushaltungen. „Durch die Abtretung der neugebildeten Gemeinde Limburgerhof verringerte sich die amtliche Bevölkerungszahl, als welche stets die der letzten Volkszählung gilt, um 1435 auf 8849. Aufgrund der Fortschreibung beträgt die Einwohnerzahl am 31. Dzember 1929 ohne Limburgerhof 9628”, schrieb das „Tageblatt” 1930 in seiner Jubiläumsausgabe.
7911 Katholiken, 863 Protestanten, 51 Juden und 24 Sonstige gab es damals in Schifferstadt, wobei die protestantische Pfarrei im Jahre 1921 errichtet und am 22. April staatlich genehmigt worden war. Schifferstadt besaß eine Gemarkungsfläche von 2807 Hektar, wovon 1541 landwirtschaft benutzt wurden, 210 Hektar Wiesen, 949 Hektar Wald einschließlich 20 Hektar Wasser und Wege zählten dazu. Der Mitarbeiter des „Tageblatt’ und Heimatforscher Georg Sturm hatte die interessanten Zahlen vor 90 Jahren zusammengetragen.
„Die Entwicklung des Schifferstadter Volksschulwesens in den letzten 25 Jahren” hieß ein Artikel. 1909 gab es neben 19 katholischen Schulklassen bereits zwei protestantische, 1911 wurde das neue Mädchenschulhaus mit sieben Lehrsälen und einer Turnhalle fertiggestellt und bezogen und neben den weltlichen Lehrerinnen wurden auch Schulschwestern bestellt. 1930 gab es 13 Lehrer, sechs Lehrerinnen und fünf Schulschwestern, der Bau eines Schulhauses im Betzendorf war in Aussicht genommen, „damit die dort wohnenden Schüler nicht mehr den weiten Weg in das Dorfinnere zurücklegen müssen’, schrieb das „Tageblatt’.
Es gab Grußworte, die von Regierungsrat Platz für das Bezirksamt übermittelt wurden. Bürgermeister Isselhard schrieb ebenso Glückwünsche wie die Pfarrer Hiller und Wolff sowie Koelblin für den Verein südwestdeutscher Zeitungsverleger und Grosser für die Vereinigung pfälzischer Zeitungsverleger. Fehlen durfte nicht die große Abhandlung „Von der Bedeutung und den Aufgaben der Lokalpresse”, in der besonders die Wertigkeit der lokalen Berichterstattung mit der Wichtigkeit der lokalen Anzeigen aufgezeigt wurde. Breiten Raum in der Sonderausgabe nahm auch die Aufbereitung „Die wirtschaftliche Entwicklung Schifferstadts in den letzten 25 Jahren” ein, die mit viel Zahlenmaterial anschaulich untermauert wurde.