Nie war es so wichtig gemeinsam allein zu sein!
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22. Dezember 2020„Freibier für alle kommt immer gut an. Das hieße, den Fehler wiederholen, den viele Verlage in den frühen Tagen des Internets gemacht haben“
Mathias Döpfner, der Chef von Axel Springer sowie Präsident des Deutschen Zeitungsverlegerverbandes, hat eine klare Antwort darauf, ob Journalismus in Corona-Zeiten kostenlos sein sollte. Gar nicht witzig findet er die derzeit populäre Forderung, wonach Verlage alle Berichte über die Coronakrise kostenlos zur Verfügung stellen sollten.
„Freibier für alle kommt immer gut an. Das hieße, den Fehler zu wiederholen, den viele Verlage in den frühen Tagen des Internets gemacht haben“, sagt Döpfner im Interview mit dem aktuellen Spiegel. Es gebe in dieser Krise drei systemkritische Bereiche: zuerst den Gesundheitssektor, zweitens die Versorgung mit Lebensmitteln und drittens Journalismus. Unabhängiger, sorgfältig recherchierter Journalismus koste Geld. „Mir kann keiner erklären, warum man in dieser Krise für Medikamente und Nahrung bezahlen muss, aber für Informationen nicht“, wird Döpfner deutlich. Schnupperangebote habe es immer gegeben, dagegen sei nichts zu sagen. Döpfner geht es eher um die Debatte, die gerade wieder einsetze: „Dass Journalismus nur frei ist, wenn er kostenlos ist.“
Der größte Unsinn der Neuzeit. Dann würden Tausende Jobs zerstört. Und die offene Gesellschaft wäre in den Händen politischer, kapitalistischer oder sonst wie interessengeleiteter Propaganda.“ Die Situation der Medien durch Corona sei „sehr ernst“, sagt Mathias Döpfner im Spiegel-Interview. Der Werbemarkt breche gerade dramatisch ein, das könne Medienhäuser jeder Größe in Existenznot bringen.
Fast tragisch findet es Döpfner, dass ausgerechnet in diesem besonderen Moment medialer Verantwortung“ das ökonomische Fundament so rasant ins Wanken gerate. Auf die Frage, wie tief die Krise gehen werde, antwortet Döpfner: „Ich sehe zwei Szenarien, ein positives und ein sehr düsteres. Entweder wird die Coronakrise in den nächsten Monaten zum Brandbeschleuniger in einem ohnehin kostspieligen Transformationsprozess, den viele Verlage nicht überleben.“ Oder man schaffe es, die gestiegene Bedeutung und Beachtung des Journalismus für neue, bessere digitale Geschäftsmodelle zu nutzen. Dann werde die Medienbranche gestärkt aus der Krise hervorgehen.
„Das setzt aber voraus, dass Verlage jetzt mutig und innovativ sind. Und dass der Shutdown nicht zu lange dauert“, hebt Döpfner hervor.