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14. Februar 2023Frauennotruf Speyer informiert zu K.O.Tropfen zur Fastnachtszeit
Speyer. Bereits vor Jahren warnte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor dem Phänomen K.O.-Tropfen. Auch die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der Frauennotrufe in Rheinland-Pfalz (RLP) informiert seit langem mit Hilfe von Kampagnen und Aktionen zum Problem. Aktuell warnen die rheinland-pfälzischen Fachfrauen vor möglichen Gefahren während der Fastnachtszeit.
Die sogenannten „K.O.-Tropfen“ sind Substanzen, beispielsweise mit dem Wirkstoff GHB (Gamma-Hydroxybuttersäure), die farb- und geschmacklos unbeobachtet in Getränke oder Speisen gemischt werden und zu Schwindelgefühlen und Gedächtnisverlust führen. Weder bemerken die Betroffenen die Einnahme der Droge, noch können sie sich gegen sexualisierte Übergriffe wehren. In der Regel haben sie hinterher keinerlei Erinnerungen, was von Beginn der Wirkung der Tropfen bis zu deren Abklingen geschehen ist.
Täter setzen K.O.-Tropfen häufig in Bars oder Clubs ein – oder bei großen Festen wie in der Fastnachtszeit. In der allgemeinen Feierstimmung ist es einfach, die Mittel unbemerkt in ein Getränk zu mischen. Betroffen sind meist Frauen und Mädchen.
„Das Tückische an dieser Droge: Aufgrund der ähnlichen Wirkung wie bei anderen Rauschmitteln werden K.O.-Tropfen häufig mit zu viel Alkoholkonsum verwechselt. Dazu sind die Substanzen nur sehr wenige Stunden im Blut nachweisbar,“ erklärt Ilga Schmitz vom Frauennotruf Speyer. „Das macht den sexualisierten Übergriff so perfide.“
„Natürlich soll bei der Fastnacht ausgelassen gefeiert und gelacht werden“, betonen die Mitarbeiterinnen des Frauennotrufs. „Dennoch kann es wichtig sein, nicht nur auf das eigene Glas, sondern auch auf Freunde zu achten“.
In den 12 Fach- und Beratungsstellen zum Thema Sexualisierte Gewalt in RLP finden Betroffene und deren Angehörige Unterstützung in Form von entlastenden vertraulichen Gesprächen ohne Schuldzuweisung oder Druck. „Die meisten Betroffenen, die bei uns zu diesem Thema Hilfe suchen, haben die sexualisierte Gewalt unter Einfluss von K.O.-Tropfen im direkten Umfeld nicht selten zu Hause oder in einer anderen Wohnung erlebt,“ weiß Nina Lindermaier vom Frauennotruf Speyer. Aber große Feste seien häufig eine weitere Gefahrenzone, vor der gewarnt werden sollte.
„Nur sehr wenige Betroffene erstatten Strafanzeige, da sie häufig glauben, den „Filmriss“ durch Alkoholkonsum hervorgerufen zu haben,“ wissen Ilga Schmitz und Nina Lindermaier. Zusätzlich gestalte sich ein Strafverfahren schwierig, da die Substanzen aufgrund später Untersuchung nicht mehr nachgewiesen werden können und die Betroffenen möglicherweise keinen Täter benennen können. Weiterhin gäbe es keine oder nur sehr fragmentarische Erinnerungen an die Tat. „Verlässliche Statistiken zum Ausmaß des Einsatzes von KO-Tropfen bei sexualisierter Gewalt gibt es daher nicht. Die Dunkelziffer ist immens hoch.“
Die Frauennotrufe in RLP sehen darüber hinaus jedoch weitere Handlungsbedarfe: Schulungen und Sensibilisierung relevanter Akteure(Polizei, Gesundheitsbereich, Clubs, Gastronomie, (Groß)Veranstaltungen), Kooperationen und Sensibilisierung auf kommunaler Ebene sowie adäquate Gesetzgebung und Forschung auf Bundesebene für mehr Informationen wie z.B. eine Überprüfung, inwiefern der Zugang zu GBL erschwert werden kann oder zum Einfärben der Substanzen.
„Uns ist es wichtig ist, dass alle Aufklärung und Information erhalten und Betroffene ermutigt werden, sich Unterstützung zu suchen.
Uns ist jedoch insbesondere wichtig, dass die Botschaften sich nicht nur an potentiell Betroffene richten und sie zu Handlung verpflichten, sondern wir mahnen alle gesellschaftlich relevanten Akteure Verantwortung zu übernehmen.“