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7. März 2023Ein schlechtes Jahr für alle, die auf Papier lesen
Liese Leserinnen, liebe Leser,
es ist ein schlechtes Jahr für alle, die auf Papier lesen – aber trotzdem nicht für den Journalismus.
Die Erfolgsgeschichte gedruckter Medien endet gerade im hohem Tempo. Beschleunigt von den großen Playern unserer Branche, wie dem Bertelsmann-Konzern, der 23 Magazine aus den Kiosken entfernen will – beschleunigt von Axel Springer, wo man bis Mitte des Jahres die Auslieferung der Sonntagszeitungen an Abonnenten stoppt (wer also ein Abonnement der Bild am Sonntag oder der Welt am Sonntag hat, wird das nicht mehr im Briefkasten vorfinden!) und umstellt auf Online-Publizistik. Schlechte Nachrichten für alle, die beim Lesen gerne Papier in den Händen halten.
Papier, Druck und Vertrieb sind teuer. Konkurrierende Verlage teilen sich wenige Druckereien, bilden Schicksalsgemeinschaften und drucken (obwohl sie am Markt Konkurrenten sind!) gemeinsam, um die Rotationsmaschinen auszulasten.
Was das für den Journalismus bedeutet, hängt von den Verlegern ab. Nichts Gutes, wenn Konzernchefs wie Thomas Rabe bei Bertelsmann kahlschlagen – selbst bei profitablen Heften – und ihre Sprecher ausrichten lassen, dass die „Publizistik sowieso nur einen kleinen Teil des sonst sehr erfolgreichen Firmengeschäfts ausmacht“. Aber es muss auch nichts Schlechtes bedeuten, wenn man Journalismus für unabdingbar hält und Lösungen entwickelt. Die Nachfrage nach Information, Analyse und exzellenten Texten steigt ja derzeit messbar. Die Leute sind durchaus bereit zu bezahlen, in manchen Medienhäusern endet sogar die alte Abhängigkeit vom Werbegeschäft.
Springer-Chef Mathias Döpfner betont immer wieder: Gedruckte Zeitungen wird es zeitnah nicht mehr geben – wann das sein wird, weiß noch keiner. Und er sucht nach Lösungen für seinen großen Medienkonzern. Eine Milliarde Dollar soll er für das Portal „Politico“ bezahlt haben, das in wichtigen Städten in den USA und Europa so viele Reporter einstellt, dass der Durchschnittsverleger erblasst. Dort wird Exclusives recherchiert, papierfrei per Newsletter. Und Kanzleien, Behörden und Parteien ist das Abos wert, die so teuer sind, dass der Durchschnittsleser erblasst. Das Springer nach wie vor Wert auf das Newsgeschäft legt, hilft nur leider aktuell den Redaktionen von Welt und Bild wenig, dort müssen 100 Millionen Euro eingespart werden.